Atomfranzosen

Gehört zu Weltmeister Teil I

Es wird schon gutgehen ...

Französische Atommafia

Rosige Zukunft

Die Atomindustrie in Frankreich ist eng verwoben mit der Politik. Alle hohen Tiere stammen aus demselben Stall, der Ecole des Mines in Paris, die ihre Leute, Ingenieure, Techniker, Entscheidungsträger an allen wichtigen Stellen plaziert. Ein elitärer Club. Es sind Technokraten; die ganze Industrie ist quasi unantastbar, so dass nur ein gravierendes Ereignis ein Umdenken bewirken könnte. Viel hat Frankreich nicht zu verkaufen, Großunternehmen und internationale Konzerne bestimmen die Wirtschaft, mittelständische Unternehmen sind weit weniger wichtig als bei uns. Die Politik setzte immer auf prestigeträchtige Projekte: Concorde, TGV, Atom und damit verbunden die Force de Frappe. Die Concorde hat ausgeflogen, der TGV hat den Nachteil, eigene Trassen zu benötigen, die nur er befahren kann, während auf unseren Intercitygleisen nachts die Güterzüge rollen, bleibt also neben der Autoindustrie und dem Airbus nur die Atomindustrie. Überall im Land stapelt sich der Atommüll. Niemand will mehr die wiederaufbereiteten Brennstäbe haben, weil das Konzept der Schnellen Brüter aufgegeben wurde.

Dabei ist ein Atomunfall wahrscheinlich. Knapp 60 Atomkraftwerke sind in Betrieb, mehr als Japan gehabt hatte. Das kann nicht gut gehen; das ist unmöglich.

  • In Blayais bei Bordeaux führte der Sturm Lothar 1999 zu einer Überflutung des Kraftwerkgeländes und zu einem teilweisen Ausfall der Stromversorgung von außen. Zwei der vier Blöcke wurden per Notstromdiesel gekühlt, aber ein Teil der Notkühl- und Komponentenkühlpumpen war überflutet und wäre im Notfall nicht einsatzfähig gewesen. Die Situation sah auf Luftbildaufnahmen so aus, als würden keinerlei LKWs das Werk von außen erreichen können. Alles war ein See, Aufnahmen, die an Fukushima erinnern.
    Das nebenstehende Foto zeigt übrigens das Atomkraftwerk Fort-Calhoun während des Mississipihochwassers 2011. Obama hatte bald nach dieser Aufnahme eine Sperrzone um das Werks angeordnet, um weitere solcher Fotos zu unterbinden. Es passierte nur deshalb nichts, weil die Reaktoren wegen Brennstäbewechsels abgeschaltet waren.
  • In Dampierre, 80 km von Paris, fiel 2007 durch einen Kurzschluss die ganze Stromversorgung von außen aus, einschließlich des Reservenetzes, sowie ein Notstromdiesel mit 100 % Versorgungskapazität. Es gelangt mit Hilfe des Herrn und aller Heiligen, den Reaktor mit dem einzigen verbliebenen Diesel (100 %) zu kühlen. Man evakuiere mal Paris ...
  • Im Dezember 2009 war der Wassereinlauf des Blocks 4 des Atomkraftwerks Cruas an der Rhone durch Schwemmgut verstopft und erst nach fünfeinhalb Stunden wieder frei.

Wird in der Wiederaufbereitungsanlage La Hague ein Brennstab durchschnitten, dann schlagen die Messinstrumente in ganz Europa aus, was feinsinnige Franzosen wahrscheinlich so kommentieren würden: Da sehe man mal, wie empfindlich und zuverlässig doch die Instrumente heutzutage seien.

Der Bürgermeister Claude Brender der Gemeinde Fessenheim am Rhein, Elsass, mit dem ältesten AKW des Landes, das er unbedingt erhalten will, erklärte kürzlich doch:
"Etwa beim Gas sind die Konsequenzen der klimatischen Veränderungen aufgrund des CO2-Ausstoßes schließlich schlimmer als die einer atomaren Katastrophe wie in Tschernobyl oder Fukushima“.
Darf einer ungestraft einen solchen Blödsinn behaupten, wenn auch aus Sorge um "Arbeitsplätze"? Diese könnten immerhin dafür ursächlich sein, dass halb Westeuropa unterginge. Sein tolles Werk könnte bei einem Dammbruch des Rhein-Seiten-Kanals, z.B. durch Sprengung oder eine Jahrhunderthochwasser, übrigens genauso aussehen wie oben, liegt es doch mehrere Meter unter dem Wasserspiegel. Aber die Betreiber schaffen es auch ohne Dammbruch: Im Frühjahr wurde ein Teil der Anlage durch einen Fehler überflutet.
Dabei muss man auch wissen, dass das ganze Rheintal Teil der Verwerfungslinie vom Ostafrikanischen Graben bis nach Skandinavien ist, also Erdbebenzone. In anderen Worten: Das Werk liegt auf einer Hauptbruchline.
1356 erst ging Basel in einem Beben unter. Bis vor drei, vier Jahren existierte ein netter, unbeaufsichtigter Fußgängerpfand zwischen dem Atomkraftwerk und dem Rhein, der erst nach Warnungen deutscher Atomkritiker geschlossen wurde. Al Kaida hätte nur ein Panzerfäustchen oder ein Raketchen in Stellung zu bringen brauchen ...

Nachtrag: Im Oktober 2014 werden seltsame Drohnen über diversen Atommeilern gesichtet, darunter auch Fessenheim nahe der deutschen Grenze. Wer hinter den offensichtlich konzertierten Flügen steckt ist unklar.
Im November 2014 ist der französische Atomkonzern Areva pleite. Die Kosten für den Druckwasserreaktor EPR laufen in Finnland völlig aus dem Ruder, im anderen im Bau befindlichen Exemplar im französischen Flamanville zeigen sich Risse von 42 cm in der Hülle. Einer wird in Hinkley Point an der Südküste Englands gebaut, was sich nur rechnet, weil die Rendite garantiert wird. Hier kann man sich schlau machen und hier bei den Schwarzwäldern Stromrebellen protestieren.

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Fortsetzung von Weltmeister, Teil I
Weiterer Teil: Pulverfass Türkei, Teil II
Weiterer Teil: Phosphat, Teil IV