Atomkraft - Sprache und Bewusstsein

Gau im Hirn

Kernige Kernkraft und Störfall im Hirn - Manipulativer Sprachgebrauch

Was tut man, wenn etwas negativ behaftet ist oder die Wahrheit nicht ans Licht soll? Man benennt es um.
Schon der englische König verwandelte seinen Rattenfänger, "rat catcher", vor Jahrhunderten in einen "rodent operator", eine Art "Nagetierspezialisten". Getötete Soldaten sind "Gefallene", Dicke werden "Gewichtsbeobachter", wobei das auch noch in einem engl. Ausdruck verpackt wird, "weight watchers", Blinde sind im Französischen "Nicht-Sehende" (non-voyants).
Derart sollten irgendwelche störenden Gedanken und Assoziationen ausgemerzt oder Wahrheiten unterdrückt werden.

So kommen auch "Preiserhöhungen" immer als "Preisanpassungen" daher, und selbst das kleine unscheinbare Wort "kostenlos", lang eingeführt, konkurrenzlos und alles aussagend, was zu sagen ist, kriegt durch Werbespychologen noch ein "kostenfrei" zur Seite gestellt. Die Kreditkartentante, die anruft, um eine "Goldkarte" zu verhökern, bietet sie natürlich ein Jahr "kostenfrei" und nicht "kostenlos" an. Toll, welch Unterschied!
So wird das Dahinterstehende noch erstrebenswerter, irgendwo winkt ja auch noch "Freiheit", irgend etwas Positives, während der Endsilbe "-los" auf einmal der Makel eines Mangels anzuhaften scheint.

Je nach Situation wird ein Begriff auch zu Verschärfung des Horrors umgewandelt, ja, manchmal steht die Welt grad auf dem Kopf, ob bei ganz alltäglichen Begriffen wie "Arbeitnehmer", "Ground Zero" oder "Geronimo", s. Foto oben.

Gefährlich wird´s also, wenn Politik und Medien sich derartigen manipulativen Sprachgebrauchs bedienen und die Betroffenen, die Bürger, ja selbst Fachleute, dies weder merken bzw. noch wissen, warum dem so ist.

Wider die schleichende Verblödung durch Wirtschaft, Politik und Medien

Wenn der amerikanische Präsident Truman seinerzeit in allen Regierungsdokumenten »atomic« durch »nuclear« umetikettieren ließ, dann mit Absicht. Das tut man nicht umsonst. Dahinter standen Interessen der einschlägigen Industrie. Jeder Staatschef ist zunächst mal Interessenvertreter, derjenigen, die die wahre Macht ausüben. Das ist banal.
Das einstige für Fortschritt stehende "Atom" wurde immer stärker negativ besetzt und musste weichen. Es herrschte Kalter Krieg, die Folgen von Hiroshima, die Verseuchung der Testgebiete im Pazifik wurden bekannt, "Atom" klang beängstigend. In amerikanischen Schulen fanden Schutzübungen statt, "duck and cover", wobei die Schüler lernten, sich ordentlich unter die Tische zu werfen - zum Schutz vor Atombomben, wohlgemerkt. Darüber gibt´s nette, amüsante Filmchen. Hier ein Beispiel, siehe ab ca. der 5. Minute.

Rachebestellung nicht vergessen!

Auch hierzulande wurde Häuslebauern der Einbau von Schutzräumen empfohlen, eher "Schutzträume", die im Atomkrieg Sicherheit bescheren sollten.
Der Politsprech wechselte dementsprechend, gefolgt von mehr oder weniger hirnlosen Medienvertretern oder auch ganz bewusst, je nach Interessenslage.

Plädoyer zur Rückeroberung von Sprache und Bewusstsein.Duck and Cover

In den frühen Sechzigern waren "Atom", "Atomkraft" bzw. "Atomkraftwerke" noch gang und gäbe. Wirtschaft und Politk zauberten auf einmal eine "Kernkraft" aus dem Hut, was eher an knackige, gesunde Äpfel als an Tod und Krebs erinnerte. Etwas Kerniges ist stets etwas Gutes. Hier musste das Bedrohliche verschwinden, denn die Atomkraft sollte ausgebaut werden.
So verwandelte sich auf einmal eine "Atommülldeponie" in einen "Entsorgungspark". Jeder weiß, dass man dort doch sorgenfrei lustwandeln können muss, denn dazu sind Parks da. Und überhaupt das Wort "entsorgen". Seid wann sind wir die "Sorgen" los, wenn wir sie doch nur verschieben? Die "Entsorgung" ist eine manipulative Wortschöpfung. Vorher wurde "beseitigt". Das Beseitigte stand eben auf der Seite, aber es war immer noch da. Die Sorgen waren nicht weg.

Ja - ein weiteres völlig neues Wort wurde erfunden, um den Schrecken niederzuhalten: der "Störfall", bis Ende der Siebziger in keinem Wörterbuch verzeichnet. Der existierte vorher nicht. Entweder gab es eine "Störung" oder eben einen "Unfall". Basta.
Das reichte völlig, um das Geschehen in der Welt hinreichend zu bezeichnen. Wo gäbe es auch sonst im Leben "Störfälle"? Beim Auto, in Beziehungen, beim Sport? Nirgends sonst existieren sie; niemand vermisst das Wort "Störfall"; niemand braucht es.
Dem Wort wohnt zudem auch etwas Flüchtiges inne, denn es bezeichnet weniger als eine Störung, die ja von gewisser Dauer ist, während ein »Fall« immer etwas Punktuelles, rasch Vergängliches beinhaltet. Der "Unfall" musste wie die Pest gemieden werden. Er durfte nicht vorkommen; er war nicht vorgesehen. Schon lange kein schwerer (1).
Kaum geschrieben, erschien in der Zeit ein Artikel über den Umweltaktivsten Hartmut Gründler. Darin heißt es:
"Für Furore sorgen Gründlers essayistische Schriften, in denen er sich die Sprache der Energiekonzerne und deren Lobby vornimmt, die in jenen Tagen glauben machen will, dass ein atomares Endlager beherrschbar ist, wenn man es nur »Entsorgungspark« nennt. Seine Analysen sind ebenso scharfzüngig wie präzise. Schon das Wort Atom, schreibt er in seinem Wörterbuch des ZwieDenkens, sei »ein Reizwort, das die Atomlobby möglichst vermeidet, da es unerwünschte, wiewohl sachlich zutreffende Assoziationen zur Atombombe weckt. Planmäßig sorgt z. B. das Deutsche Atomforum für die Sprachregelung, ›Atom‹ durch ›Kern‹ zu ersetzen. Auch hier gibt es Assoziationen, aber höchst liebenswürdige: Haselnußkerne, Kernobst, kernig, kerngesund.«"

Das Unvorstellbare - Beschränkte Phantasie der Heiligen AngelaAtomkind

Weitere sprachliche Mittel, um Wörter ihrer Inhalte zu berauben, sind Abkürzungen: ein "AKW" ist eben mal kein "Atomkraftwerk", ein "KKW" schon lange nicht und ein "Gau" keinesfalls ein "größter anzunehmender Unfall", vor allem keine Atomreaktorexplosion oder -schmelze, sondern eine liebliche Landschaft, wie der Sundgau, Ammergau, Wonnegau usw., ein erstrebenswertes Urlaubziel. "Gau" hat sprachgeschichtlich etwas mit der "Aue" zu tun.
Die Idiotie der Abkürzung zeigt sich bei der Steigerung, dem "Super-Gau" (super = oben, über, darüber, über ... hinaus) : das ist dann der "obergrößte anzunehmende Unfall". Es ist doch klar, dass es nach "größter" keine Steigerung mehr geben kann, ähnlich wie kein Lebewesen noch "töter" sein kann als ein anderes totes.
Die jahrelange gepflegte Lüge ist entlarvt, jenseits des "Anzunehmenden", des "Unvorstellbaren", der eingeschränkten Ein- und Weltsicht der Heiligen Angela und derer, die sie vertritt, liegt doch noch etwas, und zwar verdammt real. Es raucht, qualmt, und vergiftet, es ist nicht anzuhalten und auch nicht ohne Schäden auszuhalten. Weder in Japan noch weltweit. In Japan geborene Kinder (und viele andere) werden aussehen wie die Tschernobyl-Kinder, die wir nicht zu Kenntnis nehmen, weil wir ihren Anblick nicht ertragen.
Wiederum ist zu fragen: Wo im Leben gibt es weitere "größte anzunehmende Unfälle", beim Auto, in Beziehungen ...? Wenn es nicht so ist, warum dann hier?

Wie erfolgreich diese Verdummungen sind, ist daran zu erkennen, dass sie sogar von Grünen, Atomkraftgegnern und von mit ihnen sympathisierenden Fachleuten gebraucht werden. Dass Atomkraftbefürworter, Wirtschaft, Banken und Industrie von "Kernkraft" reden, ist normal. Das ist ihr Geschäft. Sie tun es geplant, absichtlich. Sie handeln "rational", denn das Wort entspricht ihren Interessen. Zumindest glauben sie das.
Dass aber Grüne und ausgewiesene Atomkraftgegner derartigen Blödsinn daherschwafeln, beweist hingegen den Erfolg der Manipulation durch Politik und dumm nachplapperndes Mediengesülze. Nimmt man jemandem die Sprache, die richtigen Bezeichnung, so kommt auch falschen Bewusstsein heraus. Bei der "Kernkraft" ist nicht nur der Inhalt glattgebügelt sondern sogar eher positiv besetzt.
Der Gau ist im Kopf (2).

Man höre mal hin, man lese die Zeitung: tagtäglich, in jeder Zeitung, bei jeder Talkshow.

Der Freiburger BioRacheRoss nimmt sich dieser Sache nun an und wird den nächsten Atomkraftgegner, den nächsten kritischen oder grünen Politiker mit einem Rachegeschenk in Form seiner Pferdeäpfel bewerfen, sollte er das Wort "Kern.." statt  "Atom..." gebrauchen.
Das geht so nicht weiter!
Natürlich kann auch jeder andere sich seiner tollen Racheartikel bedienen und diese seinen Feinden oder sonstigen Miststücken und Halunken zukommen lassen, ob dem Nachbarn, der Schwiegermutter, seinem Abgeordneten, Parteifreunden und -feinden, abtrünnig gewordenen Exen, Fremdgängern, Atomkraftfürsprechern usw.

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1.) Bei Notlagen, bei Eintritt des nach Merkel "Unvorstellbaren", dessen "was niemand ahnen konnte" o.ä., hat das Christkind, das ansonsten bei Ermordung von Menschen durchaus mal Freude empfinden kann ( "Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten."), bekanntlich eine Lösung., das Evangelium.

Die Anrufung des Herrn scheint wieder in Mode zu kommen, denn auch Marietta Slomka, Nachrichtensprecherin, war in Zusammenhang mit Fukushima mit einem Hinweis auf magische Kräfte zu vernehmen: "Da "helfe nur noch Hoffen und Beten".
Seit wann denn das? Seit wann nicht durch Handeln, was zugegebenerweise etwas mühevoller ist? Solche Sprüche kennt man sonst nur aus Amerika. Das Ross ist der Meinung, dass sich Bildung und Intelligenz eines Volkes nicht unbedingt am Energieverbrauch messen lassen (Amerikaner liegen an der Spitze, und glauben deshalb, Gewinner zu sein), wie manch fromme Ökonomen es gerne hätten, sondern eher an seiner Gottgläubigkeit (Amerikaner liegen wiederum ganz oben und glauben, dass der Herr eben God´s own country führe). Dummheit und Religion gehören zusammen, was nicht bedeutet, dass z.B. keine Intelligenz auf technischem Gebiet oder anderem vorhanden wäre. Und wie man alltäglich sieht und liest, ist es in solchen Regionen oft verdammt gefährlich ..., eine kleine Zusammenstellung, kann sich jeder in Fitna anschauen. Wohlgemerkt: es handelt sich um kein "Machwerk" von Geert Wilders, denn er hat nur Vorgefundes zusammengeschnitten. Akteure sind andere.
Desweiteren hier noch die weltweit (nicht so doll in der muslimischen Welt) Empörung provozierende Auspeitschung einer Frau. Verbrechen: sie hatte Hosen getragen.
Den Vogel schoss übrigens unfreiwillig EU-Kommissar Oettinger ab. Die Lage im Atomkraftwerk Fukushima sei außer Kontrolle erklärte er Mitte März. "Man muss befürchten, dass das Ganze in Gottes Hand ist, und dass sich in den nächsten Stunden weitere katastrophale Entwicklungen ergeben können". Was er meinte, war natürlich, das Gegenteil: Gottvertrauen sei notwendig; alles werde gut. Was er sagte war: Da die Chose in der Verantwortung seines Gottes liege, außerhalb menschlicher Kontrolle, müsse man folglich Angst haben, dass es noch knüppeldick kommen werde. Gott ist zuwerke, also steht Schlimmes zu befürchten. Ja, so sind die Götter. Diese Bedeutung ist niemandem so wirklich in der Presse aufgegangen. Folge seiner Äußerungen: Fallende Aktienkurse. Durch Oettinger, nicht seinen Herrn. Gut gemacht, setzen, Eins!

2.) Wie gut wir auch sonst manipuliert werden, zeigen eindrucksvoll Beispiele aus dem Duden, vergl. den Hinweis auf Prof. Abelshauser.

Dieser Artikel wurde am 31.03.2011 in ähnlicher Fassung an die Presse versandt. Ein Vorgänger erschien vor Jahren bei ReiseTops.com. Da die Jahreszahl 1992 als aktueller Bezug darin vorkommt, muss es ein Weilchen hergewesen sein ...

Hier gibt´s noch was zum Thema Sprache, diesmal in Verbindung mit Psyche und Sex.

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