Beim Arzt in Bolivien

Pilzbefall, Mangelerscheinung und Amöben

Tücken der Tropen - Schattenseiten des Freiwilligendienstes

Tropeninstitut in Santa Cruz als Rettung

Seit Ende November hatte ich mit meiner Gesundheit, als nette zusätzliche Beschäftigungstherapie, zu kämpfen. Seit Beginn meines Aufenthalts sind mir konstant die Haare ausgefallen, und nach sechs Wochen konnte ich diese Tatsache dann doch nicht mehr den üblichen Erklärungen wie Klimawechsel zuschieben. Im Krankenhaus identifizierte der Arzt meinen unangenehm juckenden Schuppenbelag auf dem Kopf als Pilz, der mit einem Antipilzmittel problemlos entfernt werden könne. Gesagt, getan, nach zweiwöchiger Behandlung und einwöchiger Ruhe fingen die Beschwerden wieder an, und der Arzt verschrieb mir das gleiche Medikament noch mal, riet mir aber dringend zu einer Reise ins Tropeninstitut (Santa Cruz), da die dortigen Laboratorien nicht auf „adivinanzas“ (Ratespiele) angewiesen seien und die Medikamente nicht auf gut Glück verordnen müssten. Nach dem Unterrichtende am 20. Dezember bin ich so per „flota“ (Reisebus) gemeinsam mit Schwester Elsa über Nacht nach Santa Cruz gefahren, um mich direkt am nächsten Morgen um acht Uhr in die Riesenwarteschlangen vor dem Tropeninstitut einzureihen; nach langen Diskussionen konnten wir die Sekretärin von der Dringlichkeit meines Anliegens überzeugen und verhindern, dass sie meine Behandlung auf nach Neujahr verschob. Die Laborwerte ergaben dann mehrere verschiedene Kopfpilze auf einmal und Anämie sowie Mangelernährung aufgrund des vielen Schwitzens und unzureichenden Essens bei der Hitze.

Ausgestattet mit einer riesigen Tasche verschiedenster Medikamente und dem Ratschlag, meine Essensrationen zu verdoppeln, habe ich mich dann am 24. Dezember morgens völlig erschöpft auf den Rückweg gemacht; zweitägiges Hin- und Herrennen zwischen dem Institut, Privatlaboren (das interne Labor des Instituts war wegen der Feiertage schon geschlossen), zehn verschiedenen Apotheken (einige wollten mir seit drei Jahren verfallene Medikamente verkaufen, andere kannten die verschriebenen Medikamente nicht ...) und der Privatpraxis des Arztes hat mich viel Ausdauer, Zeit und Geld gekostet. Nicht nur die Taxen wollten bezahlt sein, um mich in der unbekannten Stadt Santa Cruz schnell von A nach B zu begeben, sondern auch die Behandlung war sehr teuer. In diesem Land können es sich wirklich nur reiche Menschen leisten, krank zu sein und sich gut behandeln zu lassen. Ich verdanke es der wirklich großartigen Unterstützung Schwester Elsas, dass die Behandlung zumindest recht zügig stattfinden konnte.
Auf Anraten des Arztes habe ich noch eine weitere Analyse machen lassen, als ich zurück war, und so erfahren, dass Amöben die Ursache meiner ständigen Verdauungsprobleme sind. Diese lassen sich allerdings mit entsprechenden Medikamenten problemlos innerhalb von drei Tagen auskurieren. Inzwischen zeichnet sich ein Ende meiner Gesundheitsproblemchen ab, die übrigens völlig im Rahmen liegen und jeden Freiwilligen zu irgendeinem Zeitpunkt seines Aufenthalts mal treffen. Ich habe lernen müssen, dass Gesundheit und körperliches Wohlbefinden sehr großen Wert besitzen und die Vorrausetzung für jede Art von Einsatz sind. Sogar Essgewohnheiten wollen bei extremen Klimata wohl durchdacht sein, auch wenn ich mich bei der Hitze geradezu zum Essen zwingen muss!

Länder: 

Stichwörter: