Leben mit einem behinderten Kind

Internationaler Freiwilligendienst in Amerika

Erfahrungsbericht aus den USA

Soziale Arbeit mit behinderten Kindern

Ich habe ziemlich lange gebraucht, um mich an das Leben mit den Kindern in der Einrichtung zu gewöhnen.
Das Leben mit ihnen, den anderen Freiwilligen und den Hauseltern war natürlich etwas völlig Neues. Ständig ist jemand um dich herum. Als ich Ruhe brauchte, ließ ich mich einfach in meinem Zimmer zu Bett fallen. Meistens wurde ich dann nach zwei Minuten wieder hochgescheucht. Es hat seine Zeit gedauert, bis ich begriff, dass ich nur für die Kinder da bin. Erst als ich Freunde gewann und das Vertrauen meines zu betreuenden Kindes, fiel mir meine Arbeit um einiges leichter und ich habe mich nicht mehr bei diesen „Ruhepausen“ erwischt.

Drei Monate hat es gedauert, bis ich von meinem Kind „akzeptiert“ war. Endlich machte es, was ich von ihm verlangt hatte. Endlich ging es mit mir spazieren, ohne dabei auf dem Boden zu liegen. Wenn ich vor der Schule wollte, dass es sich seine Schuhe anzieht, dann zog es sie an, ohne dabei verrückt durchs Haus zu rennen. Als ich damit aufgehört hatte, nach mir selbst zu sehen, als ich nur noch für das Kind da war und wusste, warum und was wann passieren musste, gewann ich plötzlich seine Aufmerksamkeit.
Das Kind ist in äußerst lebhaft; als es drei Monate alt war, führte ein hohes Fieber zu seiner heutigen Behinderung.

Mit der Zeit begann alles, so richtig Spaß zu machen. Das Helfen in der Schulklasse war Abwechslung und eine gute Gelegenheit, die anderen Kinder kennen zu lernen.
Und irgendwann kannte jeder jeden. Das Leben in einer Gemeinschaft. Jeder mit der gleichen Arbeit und dem gleichen Ziel. Das Ziel, den Kindern eine besseres Welt zu ermöglichen.
Das wohl Erstaunlichste war für mich der Moment, in dem mir bewusst wurde, dass ich die Behinderung der Kinder vergessen hatte.

Um von meinem Kind zu erzählen, weiß ich gar nicht, wo und wie ich anfangen soll. Aus dem scheinbar schwierigen und unnahbaren Jungen ist ein kleiner Bruder für mich geworden. Er brachte mich zum Weinen und zur Verzweiflung. Doch brachte er mich auch zum Lachen und Nachdenken. Als ich bemerkte, dass all die Unsinnigkeiten ein Ende hatten, als er nach einer Umarmung fragte und das erste Mal sagte: „You love Jani so much!“ da wusste ich, dass dies der Beginn der schönsten Zeit meines bisherigen Lebens sein wird.

Natürlich gab es weiterhin Höhen und Tiefen. Mit einem freien Tag in der Woche konnte man sich einfach nicht so richtig zufrieden geben.
Jetzt bin ich wieder zu Hause, und die Zeit in der Einrichtung kommt mir vor, als sei es nur ein langer Traum gewesen.
Manchmal habe ich jetzt das Gefühl, in der Mitte des Nirgendwo zu sein. Die 13 Monate waren so intensiv, dass ich mir schon fast nichts anderes mehr vorstellen kann.
Ich vermisse mein Kind, und ich vermisse all die anderen Kinder. Doch ich werde nicht wieder dorthin zurück gehen, nur zu Besuch. Nichts wird so sein, wie es gewesen ist.
Ich bin sehr froh, diese Chance genutzt zu haben. Ich würde diesen Schritt jedem empfehlen.

P.S. Ich mache mir oft Gedanken, wie es wäre, immer noch dort zu sein. Ich habe meinem Nachfolger einen Monat lang zur Seite gestanden. Habe ihm geholfen, mit dem Jungen umzugehen, um ihm an mir zu zeigen, dass er für mich wie ein kleiner Bruder wurde. Vieles erinnerte mich wieder an meine schwere Zeit mit ihm. Es wird gedauert haben, bis sie zueinander gefunden haben ...
Jani

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