Praktikumsstellen in Portugals Hotelwesen

Praktikum im Ausland

Arbeiten im portugiesischen Hotelwesen

Hotellerie und Fremdenverkehr

Denke ich an Portugal, dann fällt mir als erstes die Wärme ein, die einem in diesem Land begegnet. Damit meine ich nicht nur die heißen Sommer oder die milden Winter, die viele Touristen in den Süden ziehen, sondern vor allem die freundliche und offene Art, mit der die Menschen einem begegnen.
Für viele ist es ein Traum nach der Schule für ein Jahr ins Ausland zu gehen – neue Erfahrungen, neue Kulturen, Abenteuer sind dabei die ausschlaggebenden Reize.
Auch mich zog es schnell in die Ferne, indem ich an einem Entwicklungshilfeprojekt in Afrika teilnahm. Durch Zufall gelangte ich damals nach Mosambik, eine einstige portugiesische Kolonie. Aus diesem Grund wird dort auch heute noch Portugiesisch gesprochen.

Wie auch immer. Die Zeit vergeht rasch und bald war ich wieder im verregneten, kalten Deutschland. Die Menschen schienen unter hohem Druck zu stehen, die Zeit stets im Nacken. Kaum einer hatte ein Lächeln auf den Lippen. Dazu kommen die Schwierigkeiten, wenn es um die Arbeitsplatzsuche geht. Ich hatte mich fürs Hotel-Business interessiert, aber die meisten Ausbildungsplätze waren schon vergeben. Ich wurde in eine Realität zurückgeworfen, die mich bewog, über einen neuen Auslandsaufenthalt nachzudenken. Dieses Mal im Hinblick auf meine berufliche Zukunft.

Nachdem ich schon vieles über Portugal gehört hatte, was mich neugierig werden ließ, und ich dort die Möglichkeit sah, meine Portugiesischkenntnisse zu verbessern, stand mein Ziel bald fest.
Recherchen im Internet führten mich zu einer Organisation, die Praktikumsstellen in Portugal vermittelte – unter anderem im Hotelwesen.
Die Bewerbung war schnell geschrieben, und binnen kurzem saß ich im Flugzeug, um meinen Traum zu verwirklichen.

Das Flugzeug landete und beim Ausstieg schlug mir warme Luft entgegen. Es war aufregend, und ich verstand kein Wort, als mich Menschen empfingen, die mir wohl nur Hotels aufdrängen wollten. Touristen wuselten überall mit ihren Koffern und die Reiseagenturen hielten mir ihre Schilder entgegen. Ich schaute mich um, und hatte keine Ahnung, wie ich den Mann erkennen sollte, der mich abholen würde.
Doch Portugal liegt nicht jenseits der Welt, und so brauchte es nur ein kurzes Telefonat, einen vereinbarten Treffpunkt, und alles war geregelt.
Ich war auf dem Weg in eine neue Heimat (zumindest für vier Monate).
Noch während der Autofahrt ging langsam die Sonne unter.

Im Hotel wurde ich von dem Barchef empfangen. Ich redete kaum. Zu neu und ungewohnt war die Situation. Mein Vermittler kümmerte sich um all die Organisation und schließlich unterschrieb ich den Vertrag.
Der Anfang war gemacht, und nach einer Verabschiedung stand ich plötzlich alleine da.
Dennoch gab es keine Probleme. Freundlich wurde ich zu einem der Tische geführt, um erst einmal zu Abend zu essen. Schon beim Essen informierte man mich über den Zeitplan im Hotel, und wie der Arbeitstag ablaufen werde. Meine späteren Kollegen bemühten sich sehr um mich. Ich spürte, man wollte mir die Unsicherheit nehmen und fühlte mich gut aufgehoben.

Nach dem Essen bezog ich mein Zimmer. Nun haben die Behausungen für Praktikanten sicher nicht den gleichen Standard, wie ihn Touristen erwarten. Es handelte sich um ein spärlich eingerichtetes Zimmer, mit einem Bett, einem Schrank, einem Tisch, zwei Stühlen und einem Anbau für das Badezimmer, mit Toilette, Waschbecken und einer Dusche.
Manch einer mag etwas anderes erwarten, und denkt an das reine Vergnügen, wenn er ins Ausland fährt. Ich hatte keine Erwartungen, und nach dem Einräumen meiner Habseligkeiten, fühlte ich mich schon gleich zu Hause.
Aber niemand hätte gewollt, dass es mir an etwas fehle. Man bot mir an, einen Fernseher anzuschließen, und als es den Wintermonaten entgegen ging, brachte man mir einen Heißlüfter.

 

Leben in Portugal

Wenn ich an die Behausungen der Portugiesen denke, so wohnen viele sehr einfach. Natürlich hat man einen gewissen Lebensstandard, der in Europa üblich ist, soweit ich das beurteilen kann, aber allein die Bautechniken sind mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen.
Jeder scheint auf Sommer eingestellt zu sein. Es fehlt an Isolierungen im Haus. So kann es trotz des milden Winters, abends oder morgens recht kühl sein. Viele Häuser haben einen Kamin, was für uns gemütlich scheinen mag, für die Portugiesen zum Heizen jedoch notwendig ist. Es gibt keine eingebauten Heizungen – Heizlüfter dienen als Ersatz.
Das Wasser wird durch Gas beheizt, und auch beim Kochen ist der Gasherd Standard.

Auf Fahrten durchs Land, trifft man auf wunderschöne, malerische Landschaften, die beim näheren Hinschauen allerdings den Schein der Makellosigkeit verlieren. Doch dazu später.
Auch der Standard des Hotels hält unseren Erwartungen nicht stand. Nicht umsonst wird empfohlen, bei der Auswahl des Hotels lieber einen Stern mehr zu nehmen.

Das Hotel, in dem ich nun arbeitete, hatte eine traumhafte Anlage, wie man sie in den Katalogen findet; auch für Unterhaltung und ein reiches Buffet wurde gesorgt. Doch dennoch gab es Beschwerden. Manchmal fehlte es an warmem Wasser, wenn man nicht bemerkt hatte, dass das Gas aufgebraucht war. Manchmal verirrten sich Ameisen in die Zimmer, und sollte es doch mal regnen, so konnte es zu einem leichten Wasserschaden im Speisesaal kommen.
Stets bemühten wir uns um Abhilfe, doch allein diese Tatsachen lassen eine Einstellung der Portugiesen schließen. Man packt Probleme zwar an, sieht sie von selber aber nicht oder nimmt es nicht so genau.

Auch der Verkehr in Portugal lässt darauf schließen. Manchmal fehlen Hinweisschilder, und wer den Weg nicht genau kennt, ist ziemlich verloren. Viele Portugiesen fahren rasant, und nehmen die eine oder andere Vorschrift nicht so genau.
Schadlos hält ein ausgeklügeltes Bussystem. Mit den Bussen lässt sich das ganze Land billig bereisen – vom Norden bis in den Süden. Nur Geduld sollte man mitbringen. Durch die langen Strecken fahren die Busse recht selten.

Geduld besaß ich leider kaum, so dass es für mich schwer war, dieses zu lernen. Das begann bei der Arbeit. Ich war in einem solchen Bereich noch nie tätig gewesen, und so war alles neu für mich. Wir arbeiteten in zwei Schichten. Die Morgenschicht war für das Frühstücksbuffet zuständig. Alles war vorzubereiten und aufzufüllen, sobald es sich dem Ende neigte. Danach wurden die Tische abgeräumt, abgewaschen und Bestände nachgefüllt.
Dass manches zeitgleich stattfand, darf man hier eigentlich nicht erzählen. Wer kann sich schon vorstellen, dass in einem Hotel gekocht, sich um die Gäste gekümmert und gleichzeitig der Abwasch erledigt wird. Es ist nicht gerade hygienisch und bedeutet ferner eine Menge mehr Arbeit. Doch es spart auch Arbeitskraft und Geld. Nachmittags bereiteten wir Snacks zu und versuchten, den Gästen eine angenehme Atmosphäre zu bieten.

Dann begann die Abendschicht. Wir bereiteten erneut die Tische vor, füllten Bestände nach und nahmen Bestellungen für den nächsten Tag in Empfang. Wenn die Gäste kamen, wurden sie beraten und bedient, was zum Teil schwierig für mich war. Allzu oft verstand ich nicht, was man mir in der Küche mitteilte, hatte Probleme, die Tische zu koordinieren oder tat mich bei der Beratung schwer.
Doch ich war nie allein. Allmählich gewöhnte ich mich an die Tätigkeiten und unterhielt die Gäste, die oft deutsch oder englischsprachig waren.
Anschließend wurde erneut abgeräumt und abgewaschen – manchmal allerdings wieder zeitgleich mit den Bestellungen. Zu Anfang war ich überfordert, und vergaß leider auch mal einen Tisch. Natürlich waren die Gäste alles andere als begeistert. Doch meine Kollegen munterten mich stets auf.
Auch die Bar gehörte zur Nachtschicht, was mich allerdings noch mehr überforderte. Auf diesem Gebiet kannte ich mich nun überhaupt nicht aus.
Nach und nach lösten sich Schwierigkeiten in Luft auf und mit zunehmenden Kenntnissen der Sprache, schloss ich bald viele Freundschaften.

 

Arbeit zwischen Touristen, Fado und Gitarre

Die Portugiesen arbeiten sehr schwer. Viele schlagen sich mit einem geringen Gehalt und zwei Jobs durch. Die Familie steht trotzdem noch an erster Stelle. Das ist oft schwer zu vereinbaren. Dazu kommt, dass in der Regel 6 Tage die Woche gearbeitet wird und gerade in der Touristenbranche erst ein Urlaub in den Wintermonaten möglich ist.
Wo andere Urlaub machen, muss schwer geschuftet werden. Und gerade deshalb ist die Gelassenheit und freundliche Art der Portugiesen so bewundernswert.

In meiner Freizeit suchte ich die Strände auf. Portugal hat lange Sandstrände, aber auch viele kleine Buchten, im Sommer völlig überlaufen. Fährt man weiter in den Norden, so wandelt sich das Landschaftsbild. Was mich in Lissabon erstaunte, war, dass so wenig Englisch gesprochen wird, besonders dort, wo sich die Souvenirshops befinden. Portugal hat alles, ob Wälder, Flüsse, Berge, Städte und Sehenswürdigkeiten oder Strände und Felsenlandschaft. Es ist sehr abwechslungsreich.
Es gibt viele kleine Fischerdörfer, und man sieht, wie sehr sich die Landschaft damals zunutze gemacht wurde. Heute verkommen die Häuser und das Ackerland teilweise. Es wird sehr wenig genutzt.
Die Straßen befinden sich oft in schlechtem Zustand und werden hier und dort ausgebessert. Die Gassen in den Dörfern sind sehr eng, was dem Ganzen ein besonderes Flair verleiht, mit den kleinen Bars und Restaurants. Doch Portugal ist auf Tourismus aus und dementsprechend hoch liegen die Preise. Das Überleben ist daher für die Einheimischen nicht leicht.
Aber das Land hat Atmosphäre. Entweder man mag es oder lehnt es ab.

Das Leben beginnt oft abends. Die Menschen treffen sich, reden, sitzen zusammen und trinken. Essen und Trinken machen eine gewisse Kultur aus. Man greift natürlich auf Meeresfrüchte zurück. Werden Suppen meist kaum gewürzt, so isst man dennoch gerne scharf. Besonders beliebt ist Stockfisch zu Weihnachten oder Schnecken im Juni/Juli. Auch Garnelen und Tintenfisch stehen oft auf der Speisekarte eines Portugiesen.
Dazu gibt es einen guten Wein oder aber auch mal ein Bier. Und abschließend darf ein Espresso nie fehlen.

Die Portugiesen scheinen alles zu genießen. Sie lieben vor allem die Musik. Auch mich zog es häufig zu einem Fado-Abend, mit dem typisch portugiesischen Gesang. Er ist sehr schwer und birgt eine Sehnsucht in sich, der man nur schwer widerstehen kann. Allerdings ist das Verständnis der Texte sicher von Vorteil. Untermalt wird Fado oft von der Gitarre.
Ein Fado-Abend kann berauschend sein, und manchmal werden alle mit einbezogen. Manchmal plätschert er vor sich hin. Er lebt von dem Moment. Darum kann man zu Hause das Ganze vielleicht genießen, es jedoch nie so fühlen.
Vielen Portugiesen scheinen Musik und Kunst im Blut zu liegen. Vielleicht, weil sie sehr spontan und sensibel sind. Doch auch die Politik wird sich nicht ausgeschlossen, und oft wird nicht nur der neuste Klatsch verbreitet, sondern auch über die Ereignisse in der Welt diskutiert.

Letztlich lässt sich sagen, dass mich dieser Aufenthalt weiter gebracht hat. Oft sehe ich Dinge gelassener, vor allem, wenn es um Überstunden oder kleinere Probleme geht. Ich bin offener geworden und habe an Selbstbewusstsein gewonnen.
Auch beruflich hatte ich nun bessere Chancen und bin gerade in meinem 2. Lehrjahr.
Portugal werde ich in meinem Herzen bewahren und sicher noch oft besuchen ...
Miriam Günther

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