Peru

Der Andere Dienst im Ausland: Lateinamerika

Frewilligenarbeit in Lima

Bericht eines Freiwilligendienstes in Südamerika

Ich schloss nach genau 12 Monaten meinen Anderen Dienst im Ausland in Lima, Peru ab. Ich hatte ein Jahr lang bei der Institution IPEC, Instituto de Publicacion, Educacion y Comunicacion - Escuela Jose Cardijn gearbeitet.
Diese ONG (Regierungsunabhängige Organisation) arbeitet mit den Jugendlichen aus den Armenstadtteilen von Lima, den sogenannten „barrios marginales“ zusammen. Das Ziel besteht darin, die Arbeit von Jugendinitiativen und -gruppierungen zu unterstützen, zu fördern, weiter zu strukturieren und qualitativ zu verbessern.

Die Arbeit besteht aus drei Bereichen, der „Organisacion“, „Formacion“ und „Investigacion“. Die „Organisacion“ beschäftigt sich mit der Vernetzung der Jugendgruppen, der verbesserten Zusammenarbeit, der Unterstützung bei Veranstaltungen, und der Ausrichtung von Veranstaltungen und Tagungen.
Die „Formacion“ ist zuständig für den bildungsbezogenen Teil der Arbeit, d.h. Kurse und Seminare zu sozialen, politischen, geschichtlichen, persönlichen und anderen Themen ausrichten. Etwa alle zwei Wochen kommen ca. 20 Jugendliche zu IPEC, um über das Wochenende an einer Schulung teilzunehmen.
Die „Investigacion“ beschäftigt sich mit Nachforschungen, Erhebungen, Veröffentlichungen und Statistiken. Die Mitarbeiter machen viele Umfragen, Studien, etc. außerhalb des Büros.

Meine Arbeit bestand aus mehreren Aufgaben. Zum einen war ich als eine Art Hausmeister für das Gebäude und seinen Zustand verantwortlich. Ich reparierte Türen, Stühle, wechselte Birnen, und betreute vor allem die Computer. Immer wenn etwas mit den PCs nicht in Ordnung war, vor allem wenn sich wieder einmal ein Virus eingeschlichen hatte, war ich dafür zuständig, ihn zu entfernen.
Außerdem wurde ich in die thematische Facharbeit der Institution eingebunden, und zwar vorrangig in die „Organisacion“, und später als meine sprachlichen Fähigkeiten ausreichten, auch in die „Formacion“.
In der „Organisacion“ war ich für Film- und Fotoarbeiten zuständig, dokumentierte viel bei Veranstaltungen unserer und anderer Organisationen und half bei Materialbeschaffung und Auf- und Abbau.

Nach Erlangung der erforderlichen sprachlichen Fähigkeiten nach einigen Monaten begann ich mehr thematisch zu arbeiten. Ich übernahm das Abendprogramm bei den Wochenendkursen und war zuständig für die Unterhaltung der Jugendlichen, um für Ablenkung anstelle von Alkohol zu sorgen.
Ich gab selber Kurse in Erlebnispädagogik, Selbstvertrauen, Teamwork, Gruppendynamik, etc. Diese waren sehr erfolgreich und beliebt, da diese Art der thematischen Arbeit in Peru gänzlich unbekannt ist.
Meine jahrelange Erfahrung aus der KjG (Katholischen Jungen Gemeinde) kam mir hier sehr zustatten, denn so war ich in der Lage, eine Arbeit und ein Programm anzubieten, an dem es bei IPEC einfach noch mangelte: Die thematische körperliche Arbeit, weniger trocken und theoretisch, dafür mehr mit Bewegung und hervorragend geeignet für die ein oder andere Pause während einer Veranstaltung, oder auch als unabhängiger Kurs.

Ich gab Kurse für die Jugendlichen von IPEC, CAJ (einer Tochterorganisation), die Kinder und auch die Belegschaft eines Kinderheims in Villa Maria del Triunfo, Tablada - Lima, und auf mehreren Veranstaltungen, Ausflügen etc, die ich zum Teil selbst- oder auch mitplante.
Ferner richtete ich einen regelmäßigen Jugendtreff, „Los Jueves son Jovenes“ ein, der jeweils donnerstagabends stattfand. Hier war Raum für Spiele, Filmabende, Theaterspiele, Gruppen- und Gesellschaftsspiele und Austauschabende.

Die Arbeit in der Institution war angenehm; die Kollegen haben mich freundlich und offen aufgenommen, und ich fühlte eine offene Einstellung ihrerseits, die mich als Vertreter einer anderen Kultur willkommen hieß. Ich fühlte mich von Anfang an wohl dort, und fand bald gute Freunde unter meinen Kollegen. Roman Aller, ein Mitarbeiter von IPEC, erteilte mir in der Anfangsphase noch Sprachunterricht, und dank seiner Hilfe konnte ich mich rasch verständigen und kommunizieren.

Vor meiner Abreise hatte ich ein AGEH / fid-Vorbereitungsseminar in Köln besucht, und im April reiste ich zum Zwischentreffen nach Santa Cruz, Bolivien. Nach einer 52-stündigen Busfahrt kam ich dort an und nahm eine Woche lang am Seminar teil.
Auch diese Erfahrung war ganz nützlich und wurde hernach noch ergänzt durch den Besuch bei Herrn Pater Braun, den ich im Auftrag meiner Heimatgemeinde St. Barbara in Littenweiler besuchte. Dieser wohnt seit 10 Jahren in Tomave, einem kleinen bolivianischen Andendorf, und arbeitet mit den Einheimischen als Missionar und Dorfpfarrer zusammen.
Seine Projektarbeit zu beobachten und sein Umfeld kennenzulernen zähle ich zu den beeindruckendsten Erlebnissen des vergangenen Jahres.

Das Jahr war insgesamt eine wundervolle Erfahrung, und arbeitsmäßig eine wahre Herausforderung und ein Erfolg. Ich lernte Spanisch sprechen, lesen und schreiben. Ich traf eine viele Leute aus allen möglichen Schichten, mit den unterschiedlichem Hintergrund. Ich lernte eine Stadt, ein Land und eine Mentalität kennen, die sich alle von dem mir bisher bekannten unterscheiden.

Und ich hinterließ auch einiges: Unter meinen Freunden und näheren Bekannten ein viel detaillierteres Bild von einem Europäer als sie es vielleicht bisher gehabt hatten. Unzählige Stunden der Diskussion und Unterhaltung mit Freunden und Fremden, Taxifahrern, Verkäufern, Kollegen und Kumpanen, von denen ich jedem einen besseren Eindruck vermittelt habe, wie ich als Deutscher denke, was mich motivierte, einen solchen Dienst zu leisten.
Die Übertragung und Vertretung einer Kultur ist, denke ich, ein ganz zentraler Teil meines Dienstes gewesen.
C. Markson