Märchen als Pantomime

Neue Kollegen und das London International Mime Festival

Die Begeisterung sinkt

Im nächsten Term kamen dann ein paar neue Gesichter hinzu.
Im Januar als der zweite Term angefangen hatte, began auch das London International Mime Festival. Zwei Wochen lang wurden die verschiedensten Stücke aufgeführt. Desmond arrangierte einen Rabatt für uns um MTP zu sehen. Mime Theatre Project (MTP), eine Gruppe bestehenend aus drei Männern, alles ehemalige Schüler von Desmond, brachten eine Parodie des MGM Films "Die drei Musketiere". Die drei, die sich in London schon einen Namen gemacht haben, waren absoltue Spitzenklasse.

Mir hat aber lange nicht alles gefallen. Als wir uns zusammen Theatre de Complicite ansahen, mit einem von den Kritikern hochgelobten Stück, konnte ich als einzige nicht so viel damit anfangen. Es war hervorragend gespielt, aber eben nicht mein Fall.

Ich war vom zweiten Term nicht mehr so begeistert wie vom Ersten. Es lag nicht nur daran, daß wir nicht mehr soviel ausprobierten. Desmonds Schwerpunkte waren nicht unbedingt auch meine. Story-Telling war der Schwerpunkt des zweiten Terms, und damit verbrachten wir einen Großteil der Zeit. Wir haben uns ausschließlich mit Märchen beschäftigt und mußten diese wieder und wieder nachspielen. Wir verbrachten aber die meiste Zeit damit Märchenbücher zu durchwühlen auf der Suche nach der passenden Story, denn Geschichten mit zuviel Tieren kamen nicht in Frage, und wir durften auch nichts verwenden was in den Jahren vor unserer Zeit eine andere Gruppe schon mal verwendet hatte. Die andere Hälfte der Zeit verbrachten wir mit Proben, dazu hatten wir jetzt immer zwei oder drei Tage Zeit. Hätte Desmond uns mehr Freiheit gelassen bei der Auswahl der Geschichten, wäre es mit Sicher-heit interessanter geworden. Auf die Illusionen sind wir auch leider nicht mehr eingegangen, und ebensowenig auf die Elemente Feuer, Wasser und Luft, mit denen wir uns auch im ersten Term beschäftigten. Das fand ich sehr schade.

Wir haben noch zwei neue Illusionen kurz angeschnitten, das Aufheben eines Taschentuches, und den Roboter im Schnelldurchgang, das wars aber auch schon.

Ehrlich gesagt war ich enttäuscht, ich hatte mir mehr erhofft vom zweiten Term. Das Verrückte daran ist, im ersten Term als ich den größten Spaß an allem hatte, gehörte ich zu den schlechtesten in der Klasse. Ich war unsicher bei den Impros und mir fehlte die Körperbeherrschung um die Illusionen präzise hinzukriegen. Im zweiten Term änderte sich das, ir-gendwann hatte ich plötzlich die Kontrolle. Es hätte doch umgekehrt sein müssen, mir hätte der zweite Term besser gefallen müssen.

Das es mir nicht mehr so gefallen hat, war aber nicht der einzige Grund warum ich aufgehört habe, finanziell hätte ich mir keine weiteren drei, geschweige denn sechs Monate in London leisten können.

Desmond hat noch versucht mich umzustimmen, daß ich den dritten Term noch mitmache, aber ich hatte mich schon anders entschieden. Vielleicht war das ein Fehler.

Ich bin auf jeden Fall froh, dasß ich bei den beiden Kursen dabei war. Es hat mir sehr viel gebracht, besonders der erste Kurs hat mir mehr Selbstvertrauen gegeben. Ich habe einiges über die Schauspielerei und tolle Illusionen gelernt, die mir zwar nicht im Augenblick aber in nächster Zukunft sehr nützlich seinen werden.