Mithelfen auf dem Bauernhof

Erfahrungsbericht Landdienst

Auf einem Berghof in der Schweiz

Als ich mich entschieden habe, in den Sommerferien für zwei Wochen auf einem Bauernhof in der Schweiz zu helfen, wusste ich gar nicht so recht, woauf ich mich da einließ. Immerhin war es meine erste Reise komplett alleine. Die Idee kam auch relativ spontan, weshalb ich froh war, dass die Vermittlung so schnell ging. Ich habe mich bei Landleben-live für die Schweiz beworben und gut einen Monat später einen Anruf mit einem Vorschlag bekommen (in die Schweiz dauert die Vermittlung etwas länger, als in Deutschland).

Als ich auf dem Bahnhof in Zürich stand, merkte ich, was so alles schief gehen kann: Der Zug war verpasst und das Bahnhofspersonal schien nicht zu verstehen, dass ich ihr Schweizerdeutsch (entgegen meiner Erwartung) nicht verstand. Am Ende fand sich dann aber doch ein Ersatzzug und fuhr schließlich meinem Zielort entgegen. Je näher ich kam, desto mehr nahm meine Neugierde und Aufregung zu. Immerhin hatte ich bereits im Internet erfahren, dass es sich bei meinem Ziel um ein autofreies Dorf handelt, erreichbar nur per Seilbahn

Als ich dann nach elf Stunden Fahrt endlich dort ankam, wurde ich allerdings stark enttäuscht: Alles war, bis auf eine Sicht von fünf Metern, vom dichten Nebel verdeckt, und es regnete in Strömen. Man steckte sozusagen mitten in den Wolken. Da es mein erster Aufenthalt in den Alpen war, war ich darauf nicht vorbereitet. Der Bauer holte mich mit einem kleinen Elektroauto (soviel zum Thema autofrei) von der Seilbahn ab und so kamen wir, entgegen meiner Befürchtungen, trocken am Haus an, wo schon die Großmutter und die Bäuerin mit dem Abendbrot warteten. Die Kinder der Familie sind bereits erwachsen und waren meist nicht zu Hause, sodass ich mit ihnen kaum etwas zu tun hatte. Etwas schade war, dass ich bis zum Ende kein Schweizerdeutsch verstand, denn untereinander redeten alle Schweizerisch. Und einigen fiel es auch recht schwer auf Hochdeutsch zu sprechen, was zu einigen Kommunikationsproblemen führte. Andererseits war es auch interessant zu erfahren, dass das Schweizerdeutsch zum Teil einen anderen Wortschatz besitzt als das Hochdeutsche und dass es, trotz gleicher Sprache und ähnlicher Kulturen, auch viele Unterschiede und Unkenntnis gibt. So waren Reaktionen auf meinen Wohnort, NRW, zum Beispiel: „Ist das denn weit hinter München?“ oder „Achja, ich guck ja immer WDR!“. Insgesamt bin ich dort aber nur auf offene und freundliche Menschen getroffen.

Die zwei Wochen vergingen dann relativ schnell, mit einem ähnlich bleibenden Tagesablauf. Nach dem Frühstück (zum Glück erst um acht Uhr) und etwas Hausarbeit ging es zum Heuen. Das abgemähte Gras wird dabei mit einer Gabel zum Trockenen „ausgeschüttelt“ und später mit einem Rechen zu Reihen zusammengeschoben oder an steilen Berghängen komplett hinuntergezogen. Dies war, neben Hausarbeiten und anderen kleinen Dingen wie Einkaufen oder Unkraut jäten, meine Hauptbeschäftigung. Ich glaube ich muss nicht eigens erwähnen, dass Muskelkater und Blasen schnell von sich grüßen ließen. Abends war ich so kaputt, dass man mich nach acht Uhr nur noch im Bett vorfand.
Aber alles Gute verlangt nun mal seine Opfer… Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite: Fast die ganze Zeit brannte die Sonne unbarmherzig vom Himmel. Sonnencreme und Antifliegenzeug waren neben Wasser meine besten Freunde. Aber so konnte ich die schöne Landschaft in vollen Zügen genießen. Und ich muss sagen, die tolle Aussicht hat jeden einzelnen Schweißtropfen entlohnt. Und wenn man dann nach der Arbeit entspannt mit einem Glas kalten Quellwassers vor dieser Kulisse sitzt, kann man echt Glücksgefühle entwickeln … Und zu Ende hat man dann doch noch Energiereserven für einen kleinen Spaziergang, um mehr von der bilderbuchartigen Landschaft zu genießen. Auch den freien Sonntag habe ich für solche Erkundungen genutzt.
Was ich außerdem als sehr positiv empfunden habe, war das Kennenlernen einer anderen Lebensweise. Die Lebensverhältnisse waren viel einfacher, als von zu Hause gewohnt: Wer mehr haben wollte, als es in dem Dorfladen zu kaufen gab, oder zur Arbeit, Schule, Arzt usw. wollte, musste runter ins Tal fahren. Zäune oder andere sichtbare Grenzen gab es nicht, und neben Autos schien der Ort auch frei von technischen Schnickschnack zu sein (obwohl der Handyempfang dort besser war, als an vielen Orten zu Hause). Manchmal schien es wie eine eigene kleine Welt, die ich als durchaus positiv empfand.
Übrigens gab es für die zwei Wochen Arbeit freie Kost und Logis, sowie ein kleines Taschengeld …


Nach zwei Wochen reiste ich wieder bei komplett eingenebeltem Dorf ab.
Den Heimweg trat ich mit gemischten Gefühlen an. Auf der einen Seite habe ich das naturverbundene, einfache Leben und die Landschaft sehr genossen, auf der anderen Seite würde ich die Arbeit nicht groß vermissen.
Mit mir nahm ich viele neue Erfahrungen, die ich nicht missen will. Und ich bin mir sicher, dass ich eines Tages den Alpen einen erneuten Besuch abstatten werde.
Träger: Landleben Live

Von: Miriam Schwarze

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