Drogenabhängige Kinder in Ecuador

Freiwilligendienst in Ecuador

Freiwilligenarbeit mit Straßenkindern

Einsatzbericht aus Cuenca

Seit ca. drei Wochen läuft nun schon das Projekt mit den drogenabhängigen Kindern. Sie schnüffeln Klebstoff aus Tüten, die sie unter ihren Pullis versteckt halten. Da dieses Projekt nicht ganz ungefährlich ist, arbeiten bis jetzt nur männliche Freiwillige mit.
Die ersten Tage gingen sie abends auf die Straße, um mit einigen Kindern zu sprechen und sie kennenzulernen. Irgendwann waren sie dann mal mit ihnen Fußballspielen oder haben ihnen Essen gebracht. Inzwischen gibt es im Comedor (Suppenküche) sogar drei Mahlzeiten für diese Kinder, doch nur unter einer Bedingung: Sie erhalten etwas zu essen, müssen aber im Gegenzug ihre „Tüten“ hergeben. Dazu sind natürlich nicht immer alle bereit, denn nur das Schnüffeln nimmt ihnen jegliches Gefühl von Kälte und Hunger – der Ansicht sind sie wenigstens.

Natürlich kann es auch sein, dass an einem Tag kein einziges Kind kommt, und am nächsten Tag stehen 12 vor der Tür. Bis jetzt gibt es wohl nur einen Jungen, der wirklich bereit wäre, sich zu ändern. Die anderen nehmen das alles nicht so ernst, sind irgendwie auch unberechenbar – versuchen Essen zu klauen oder haben plötzlich ein Messer in der Hand.
Es ist jedenfalls eine sehr schwierige Arbeit und wenn es überhaupt gelingt, die Kinder zu einem Leben ohne Drogen zu bewegen, dann dauert dies mit Sicherheit noch eine lange Zeit.

Seit einigen Tagen hat sich meine Arbeit in der Fundación CORFRA schlagartig verändert. Der Grund: Wir haben ein neues Baby! Und irgendwie war von Anfang an klar, dass ich für die nächsten paar Monate die neue Mama sein sollte.
Bis letzte Woche war es in einem Heim untergebracht, wo sich aber keiner richtig um es gekümmert hat, denn auf ca. 20 Kinder entfällt nur eine Person. Da kann man sich ausrechnen, wieviel Zuneigung und Liebe ein jedes Kind bekommt.
Das Problem ist, dass die Eltern des Kindes Alkoholiker sind und ihnen der Kleine daher weggenommen wurde. Da die Mutter aber sehr bemüht war, sich zu bessern und wohl auch mit dem Trinken aufgehört hat, sollte ihr das Baby wiedergegeben werden.

Mein Arbeitstag fängt nun schon gegen 8 – 8.30 Uhr an. Morgens kümmere ich mich um zwei Babies, besonders um Frederico. Er ist sehr schwach und krank und macht uns deswegen derzeit noch etwas Sorgen. Trotz seiner vier Monate ist er viel kleiner als Mateo, das andere Baby, das einen Monat jünger und inzwischen ein richtiges Dickerchen ist. Er kann nur ganz schlecht atmen und hat starken Husten, der Arzt meint, es sei Bronchitis.
Letzten Sonntagmorgen war es schlimm. Er hat fast keine Luft mehr bekommen. Doch jetzt geht es ihm schon wesentlich besser. Ich muss ihn viel mit mir rumtragen, weil er nicht gut schläft, gebe ihm alle drei Stunden sein Fläschchen, und außerdem muss er drei Medikamente nehmen. Jetzt heißt es natürlich noch öfters Windeln wechseln als bei Linda.
Im Gegensatz zu Mateo hat er ein sehr ernstes und trauriges Gesicht, doch mittlerweile lächelt er mich schon manchmal an. Ich habe fast ein bisschen Angst, dass er mir im Laufe der Zeit zu sehr ans Herz wachsen wird.

Nachmittags unterrichte ich, zusammen mit Angelica die Sechsjährigen. Die Vokale haben sie inzwischen gelernt und die Zahlen bis fünf sind auch kein Problem mehr, doch alles was danach kommt ... dazu man braucht wirklich gute Nerven! Die Psychologin hat gemeint, dass wir mit ihnen besser einfachere Dinge wie Malen, Basteln, Farben lernen usw. machen sollten. Das ist mir ganz recht.
J. Thatenhorst

Nicht zur Vorbereitung vergessen: Briefe aus Südamerika. Hier auch Ratgeber zu Freiwilligendiensten.

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