FÖJ in einer Gärtnerei

Freiwilliges Ökologisches Jahr

Behindertenhilfe und Gartenarbeit

Freiwilligendienst in einer Behinderteneinrichtung

Meine Einsatzstelle war die Gärtnerei der kirchlichen Behinderteneinrichtung Hephata in Treysa (Nordhessen). Dort hatte ich in der Hauptsache mit geistig behinderten und psychisch erkrankten Menschen zu tun.
Ich konnte also Einblicke in die Arbeit der Behindertenhilfe und gleichzeitig in den gärtnerischen Bereich bekommen.

Hauptsächlich hat mich mein Betreuer angeleitet und unterstützt. Außerdem konnte ich mich immer an die anderen Mitarbeiter wenden, die immer ein offenes Ohr für mich hatten und mit denen man immer problemlos zusammenarbeiten konnte.
Da die Entfernung von meinem Heimatort zu meiner Einsatzstelle zu groß war, habe ich dort in Treysa in einem Wohnheim gewohnt, nur fünf Minuten zu Fuß von der Einsatzstelle entfernt. Ich mußte mich selbst verpflegen, bin aber in der Mittagspause mit meinen Kollegen in die Kantine gegangen.
Treysa ist an sich ein eher ländliches Gebiet, das war aber für mich keine große Umstellung, da ich selbst auch vom Land komme.

Meine Haupteinsatzfelder in der Gärtnerei lagen in den Bereichen des Blumen-, Zierpflanzen- und Gemüsebaus. Außerdem wurde ich auch noch bei einfachen Bürotätigkeiten eingesetzt.
Ich hätte mir auch in den Bereichen des Garten- und Landschaftsbaus oder der Friedhofspflege nähere Einblicke verschaffen können, wäre ich daran interessiert gewesen.

Die Intensität der beiden gärtnerischen Bereiche lag ungefähr bei gleichen Anteilen, wobei der Anteil des Gemüsebaus vielleicht ein bißchen durch mein Kräuterprojekt überwog.
Die Bürotätigkeit hingegen war verhältnismäßig gering und lief so nebenher, dabei musste ich Urlaubsscheine ausfüllen, Telefondienst machen und Prüfanweisungen von Lieferungen schreiben.

Als ich im August angefangen habe, war ich an der Vermehrung der Gehölze beteiligt. Zudem stand die Pflege der Weihnachtssterne auf dem Programm. Ende August bis Anfang September wurde Gemüse, d.h. Salat und Kohlrabi, gepflanzt. Im September haben wir Kürbisse, Gurken und Tomaten geerntet und danach die Pflanzen herausgemacht, um Platz für neue Jungpflanzen wie z.B. Myosotis oder Stiefmütterchen zu schaffen.
Im Oktober und November habe ich überwiegend Geranien getopft und nebenher noch Beete gesäubert. Außerdem fielen zum größten Teil Pflegearbeiten an, wie z.B. Pflanzen ausputzen. Ende November ging es dann mit den Totensonntagsgestecken und Adventsgestecken los. Adventsgestecke haben wir bis kurz vor Weihnachten produziert.

Im Januar habe ich angefangen mein Projekt zu planen und in der Hauptsache Aussaaten gemacht und Jungpflanzen getopft.
Für mein Kräuterprojekt, das mich dann die ganzen Monate begleitete, habe ich im Februar mit den Aussaaten begonnen.Im März haben wir dann noch die Geranien durch Stecklinge vermehrt.Diese wurden dann Ende April getopft, bis in den Mai hinein.
Im Mai habe ich hauptsächlich Gemüse gepflanzt und angezüchtet (Kopfsalat, Weißkohl und Kohlrabi). Außerdem kam dann ab Mitte Mai der Sommerblumenverkauf, bei dem ich auch engagiert mitgeholfen habe.
Im Juli habe ich mich wieder sehr intensiv um mein Kräuterprojekt gekümmert, da ich mit der Bepflanzung der Beete noch nicht fertig war.

Um überhaupt erklären zu können, was mir das FÖJ gebracht hat, muß ich erst einmal erklären, warum ich das FÖJ gemacht habe.
Während des Abiturs habe ich mir überlegt, Gärtnerin in der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau zu werden. In dieser Zeit wurde ich nicht angenommen und so stand die Frage, was mache ich nun nach dem Abitur. Ober das Arbeitsamt erfuhr ich vom FÖJ. Mir war bis zu diesem Zeitpunkt nur das FSJ bekannt.
Also bewarb ich mich bei den beiden Trägern in Hessen, da ich ja schon ökologisch interessiert war. So fand ich heraus, daß ich über dieses Jahr testen konnte, ob mir der Beruf des Gärtners überhaupt liegt.
Also hat mir dieses Jahr sehr bei meiner Berufsfindung geholfen, da ich letztendlich nun eine Ausbildungsstelle als Gärtner gefunden und angetreten habe.

Mir persönlich hat das FÖJ sehr viel gebracht. Ich habe gelernt mich gegenüber anderen durchzusetzen und meine Meinung zu vertreten. Außerdem habe ich ein positiveres Selbstbild bekommen.
Fachliche Erfolge hatte ich mit meinem Kräuterprojekt. Dabei habe ich gelernt, wie man eine Pflanzenkultur anlegt und wie man später die Ware vermarktet. Ich habe insgesamt in die Vielfalt des Gärtnerberufs hineinschnuppern dürfen.
Ich fand es gut, teilweise selbst meine Aufgaben bestimmen zu dürfen und genoß die große Freiheit. Außerdem hat es einfach Freude bereitet, sich dort in einer so ganz anderen Welt zu bewegen und zu arbeiten.

Schwierigkeiten hatte ich zu Anfang, wenn ich die Vertretung des Arbeitsgruppenleiters übernehmen mußte, weil ich dann nicht genau wußte bzw. verunsichert war, in welch einer Form ich auftreten durfte bzw. mußte. Ich habe gelernt, bei anderen Menschen tiefer zu sehen und ihre positiven und negativen Seiten zu akzeptieren. Außerdem andere Menschen in ihrer Art zu respektieren.
Ich versuche diese Sichtweise zu behalten und andere Menschen für diese Sicht der Dinge zu öffnen.
Mein Umweltverhalten hat sich in der Hinsicht verändert, daß ich jetzt fast nur Fahrrad fahre z. B. oder häufiger mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin, und beim Autofahren vorsichtiges Fahren bevorzuge.

Meine Nachfolger würde ich gerne mit auf den Weg geben, dass wichtig ist, zu versuchen, die Waage zwischen den Mitarbeitern und den behinderten Menschen zu halten, ich habe versucht in diesem Verhältnis neutral zu bleiben.
Außerdem lasst euch bloß nicht unterkriegen und halte euch als Mädchen potentielle Verehrer unter den behinderten Männern vom Leib, aber versucht trotzdem sie so normal wie möglich zu behandeln.

Wenn ich noch einmal vor der Entscheidung stünde ein FÖJ zu machen, würde ich es genau so noch mal machen.
N. Kasteleier

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