Ankunft und Abschluss in einem

Abschlussfeiern an den Schulen

Standesunterschiede zwischen den Schulen

Meine Ankunft in der Mission fiel genau mit den letzten beiden Schulwochen vor Beginn der zweieinhalb-monatigen Ferien Ende November zusammen, so dass ich an sämtlichen Abschlussaktivitäten des Schuljahres teilnehmen konnte. Dazu gehörte eine Abschiedsfeier für den vorherigen Freiwilligen Sebastian, der über ein Jahr als Englisch- und Sportlehrer hier gearbeitet hat, inzwischen perfektes „gamba“ (der Dialekt der Chiquitania) spricht und mit Tränen in den Augen seine Abschiedrede hielt. Die Kinder hatten für ihn traditionelle Tänze, selbstkomponierte Lieder und selbstgemachte „chicha“ (Maisbier) vorbereitet.

Ebenso konnte ich an der „graduación“ des Kindergartens und der „bachilleres“ (Abiturienten) teilnehmen. An verschiedenen Tagen erhalten beide Gruppen in einer feierlichen Zeremonie Zertifikate über den erfolgreichen Abschluss der Kindergarten- bzw. Schullaufbahn. Die Familien erscheinen zu diesen Anlässen mit ihrer besten Kleidung, was ich nicht mitbekommen hatte, und so ging ich im „Gringo“–Klischee-Outfit, also Shorts und Turnschuhen kombiniert mit langen, verschwitzten Haaren, dorthin ... auch solche Peinlichkeiten gehören zum langsamen Einleben dazu. Nach dem offiziellen Teil versammeln sich die einzelnen Familien auf dem Schulgelände und teilen Apfelschorle und Kekse aus. Die „bachilleres“ veranstalten darüber hinaus eine „fiesta“ (Fest), um mit Tanz, Musik, gemeinsamem Essen und dem feierlichen Aufruf eines jeden Abiturienten und seines für den Abend bestimmten Begleiters den Schulabschluss zu feiern.
Mühsam habe ich so im Laufe der drei „fiestas“ verschiedener Schulen gelernt, mich einigermaßen zu den Salsa-, Merengue- und Sambarhythmen zu bewegen. Ab zwei Uhr morgens fällt das gemütliche Beisammensein leider dem ziemlich intensiven Alkoholgenuss zum Opfer, und ich habe es dann vorgezogen, lieber gemeinsam mit den Schwestern den Heimweg anzutreten. Die Kosten für diese Feste werden ausschließlich von den Abiturienten und ihrem „padrino“ (Paten), im Falle der Eliteschulen meist irgendein reicher Politiker, aufgebracht. Daher macht sich der soziale Unterschied zwischen den einzelnen Schulen im Rahmen der Abschlussveranstaltungen sehr deutlich bemerkbar: Viele „bachilleres“ des „colegio Rosenhammer“ konnten aufgrund der Kosten zum Beispiel keinen eigenen Tisch unterhalten. Im Gegensatz dazu hatte der Tanzsaal der Eliteschule täuschende Ähnlichkeit mit einem großangelegten Hollywood-Szenario, inklusive einer aufwendigst geschmückten Bühne, teurer Blumendekorationen und perfekt geschneiderter Kostüme und Anzüge für die Abiturienten.

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