Apfelernte in Neuseeland

Endlich Arbeit

Äpfel ernten

Je mehr, desto besser

Mitte Januar - "Motueka"
Hier im ältesten Obstanbaugebiet Neuseelands musste nun endlich der Wunsch (vielmehr die Notwendigkeit) nach Arbeit, in Erfüllung gehen. Doch abermals schien ich glücklos zu sein.
Das Ausdünnen der Äpfel sei schon beendet, und die Ernte beginne erst in den letzten Februartagen, war die einhellige Aussage der Herrschaften verschiedener Herbergen in dem Städtchen. Nun blieb nur noch das YMCA-Hostel am südlichen Ortsende als letzte Hoffnung. Volltreffer!
Ein Bauer benötige noch Hilfe auf seiner Plantage, wird mir berichtet. Zehn Minuten später stand ich vor seiner Tür, und am nächsten Morgen begann mein erster Arbeitstag in Neuseeland.

Mehr als drei Wochen war ich nun auf dieser Farm beschäftigt. Das Ausdünnen der Äpfel ist eine ziemlich idiotensichere Tätigkeit. Hierbei sind die von Früchten überlasteten Bäume von kleinen und überschüssigen Äpfel zu befreien, was per Hand geschieht. Etwas anstrengender wird die Angelegenheit nur dann, wenn es an die hohen Wipfel geht. Auf einer Leiter stehend, befördert man das überflüssige Obst in den umgehängten Pflückkorb. Es kann nicht gleich fallengelassen werden, da es ja dann darunter hängende Äpfel beschädigen würde. Dies dürfte dem Bauern mit Sicherheit nur mäßig gefallen.
Meine tägliche Arbeitszeit war von 7.30-12 Uhr und 12.30-16 Uhr. Zusätzlich standen mir 2 bezahlte 15-Minuten-Pausen zu. Der Verdienst war mit NZ$ 8,50 brutto pro Stunde, dieser einfachen Arbeit entsprechend, relativ gering. Das Angebot des Farmers, die gesamte Erntesaison bei ihm zu bleiben, schlug ich allerdings aus. Ich wusste schließlich, dass doch nicht wenige Äpfel, auf ihrem Weg der Schwerkraft folgend, anderen "Brüdern" ernsthafte Quetschungen zufügten. Abermals konnte ich durch die freundliche Vermittlung vom YMCA sofort einen neuen Arbeitgeber finden.

Um etwaiger Illusionen vorzubeugen, muss eines gleich vorweg gesagt werden. Die Apfelernte in Neuseeland gleicht in der Regel einem Kampf Mann gegen Baum. Gerade in den ersten Tagen werden viele ungeübte Pflücker mit Bedauern feststellen müssen, dass zumeist SIE die Verlierer sind.
Die Obstplantagen rund um "Motueka" bestehen zu ca. 80% aus 5-6 Meter hohen, wild wuchernden Baumriesen. Erfolgte während der Sommerzeit kein Baumschnitt (was nur zu oft der Fall ist), sieht man sich nahezu machtlos einem scheinbar unüberwindbaren, grünen Bollwerk gegenüber.
Oftmals trägt nur das höher hängende Geäst ausreichend Früchte, so dass diese nur mit Hilfe der tonnenschweren Stahlleitern zu erreichen sind. Küsst Eurem Bauern die Füße, wenn dieser Euch eine neue, leichte Leiter aus Aluminium zur Verfügung stellt. Solche sind jedoch zumeist den einheimischen Arbeitern vorbehalten.

Hat man nicht vor, die gesamte Erntezeit auszuharren, so rate ich, die ersten 4-5 Wochen auszulassen. Man kann davon ausgehen, dass pro Saison (10-12 Wochen), in der zweiten Hälfte an die 60-80% des gesamten Verdienstes zu erzielen ist.
Das hat folgenden Grund. Die früh zu erntenden Sorten wie z. B. "Cox Orange" oder "Royal Gala" müssen zwei- bis dreimal gepflückt werden. Das heißt, bei einem Durchgang kommt lediglich nur die vollends reife Frucht vom Baum. Logisch, dass jedesmal trotz großen Zeitaufwands nur wenig herunterzuholen ist. Die Bäume der späteren Sorten, wie "Golden Delicius" oder "Gramy Smith", können im Unterschied dazu schon beim ersten Mal gänzlich geleert werden.
Mittels schriftlichem Vertrag verpflichtet sich der Pflücker, bis Ende der Saison zu schuften. Wirft man nun vorzeitig das Handtuch, wird oft vereinbarungsgemäß die Bezahlung einiger geernteter Obstkisten vom Arbeitgeber einbehalten.

Diese Vorgehensweise ist durchaus verständlich, hat der Farmer doch wenig Interesse daran, sich ständig neues Personal suchen zu müssen. Dass trotzdem etliche Reisende nur wenige Wochen pflücken, ist wiederum ein Argument dafür, dass die Chancen zu Mitte der Saison Arbeit zu erhalten, ebenso gut sind wie zu Beginn.
Natürlich ist beiden Seiten am meisten geholfen, wenn von vornherein feststeht, die ganze Saison zu bleiben, komme was wolle. Zumeist gelangt man hernach in den Genuss einer stattlichen Prämie, und schließlich beglückt das erhebende Gefühl, durchgehalten zu haben ungemein.

Nicht vergessen: Working Holiday - Neuseeland hilft gegen Arbeitslosigkeit (und Warzen auch!).
 

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